Wahre Fälle eines Sauerländer Amtsrichters
Amtsrichter Udo Poetsch war 34 Jahre im Dienst, unter anderem in Gelsenkirchen und Plettenberg, und zuletzt 29 Jahre am Amtsgericht in Lennestadt.
Rezension von Claudia Wichtmann:
Wer glaubt, im Gerichtssaal sei es spröde und langweilig, der kennt Amtsrichter Udo Poetsch nicht. In seiner 29-jährigen beruflichen Laufbahn hat er fast alles gehört und gesehen, was kleine und große Gauner im und um das Sauerland zu bieten haben. Davon erzählt er in seinem Buch „Wahre Fälle eines Sauerländer Amtsrichters“ sehr humorvoll, ohne sich über die Angeklagten zu belustigen. Es sind kleine Anekdoten aus den Jahren seiner Amtszeit, leicht zu lesen, liebevoll geschrieben. Amtsrichter Poetsch erzählt nicht nur von seinen Fällen, er vermittelt eine Leidenschaft zu seinem Beruf, gibt tiefen Einblick in den Gerichtssaal und zeigt, dass es auch dort menschlich zugehen kann und sollte. Den Blick für das Wesentliche hat er nie verloren und handelte immer „im Zweifel für den Angeklagten“. Das hat ihm im Sauerland einen fast legendären Ruf verschafft.
„Wahre Fälle eines Sauerländer Amtsrichters“ macht Laune, ruft beim Lesen mal ein Lachen, mal ein Schmunzeln, mal ein Seufzen hervor, zeigt das Gericht von einer freundlichen Seite und ist der Beweis dafür, dass auch die Gerichtswelt viele spannende, ernste und doch auch lustige Facetten hat.
Mit 65 Jahren hat Udo Poetsch seinen Dienst beendet. Er ist bekannt für seine Fairness und seinen Respekt gegenüber den Angeklagten. Seine profunden juristischen Kenntnisse, sein feinsinniger, bodenständiger Humor, ein elefantengleiches Gedächtnis und die augenzwinkernden, subtilen Einblicke in das Wesen des Homo sapiens sauerlandis begründeten seinen fast legendären Ruf.
Werner Riedel ist Lokalredakteur bei der Westfalenpost. Er ist fast 20 Jahre ambitionierter und durchaus kritischer Berichterstatter am Amtsgericht Lennestadt und an Landgerichten wie Siegen oder Köln gewesen. Udo Poetsch kennt er schon lange und hat zahlreiche seiner Verhandlungen mitverfolgt.
Rezension von Friedrich Merz (ehemals Amtsrichter und Politiker):
Oder: „Das Leben schreibt die besten Geschichten.“ So könnte der Untertitel des Buches lauten, das in diesem Frühjahr im Woll-Verlag in Schmallenberg erschienen ist. Udo Poetsch, 34 Jahre im Richterdienst, 33 Jahre an einem Amtsgericht, 29 Jahre davon als Strafrichter in Lennestadt, schreibt über den Alltag bei Gericht, so wie ihn jeden Tag gewollt oder ungewollt Hunderte von Menschen erleben. „Vor dem Amtsgericht spielt sich das pralle Leben ab. Wer Freude am Umgang mit Menschen hat, ist dort richtig.“ So schreibt es Poetsch im Vorwort seines Buches, in dem er Fälle aus seinem Leben als Richter kurz und anschaulich schildert. Das Buch ist ein Spiegelbild des Alltags in einer Kleinstadt, liebevoll und einfühlsam geschrieben von einem Juristen, der die Menschen mag so wie sie sind, auch mit ihren Fehlern und hin und wieder in ihren Konflikten mit dem Gesetz.
Es sind nicht die schweren Fälle der Kriminalgeschichte, wie sie etwa ein Ferdinand von Schierach in seinen Büchern aus den Strafkammern der Landgerichte zu den Tragödien der Menschheit verdichtet. Poetsch hat es mit Ordnungswidrigkeiten und kleinen Straftaten zu tun, eher mit den lässlichen Sünden des Alltags, allenfalls mit Kleinkriminalität, fast immer mit resozialisierungsfähigen und –bereiten „Straftätern“. Verkehrsdelikte, mehr oder weniger grobe Beleidigungen, kleinere Körperverletzungen, Zechprellerei, ruhestörender Lärm, der eine oder andere Diebstahl – das sind die Fälle, die das Leben schreibt und die das Rechtsleben einer Kleinstadt wie in einem Panoptikum erscheinen lassen. Eine klare Aufgabenverteilung, aber auch ein kollegiales Miteinander zwischen Gericht, Staatsanwaltschaft und Anwaltschaft prägen das Bild einer rechtsprechenden Gewalt, vor der niemand Angst haben muss, der aber auch (fast) jeder mit dem notwendigen Respekt begegnet. Poetsch hat nicht den Ehrgeiz, das Strafrecht wissenschaftlich aufzubereiten und weiterzuentwickeln. Ihm geht es um die angemessene Durchsetzung des Gewalt- und Strafmonopols des Staates und immer um die Wiederherstellung des Rechtsfriedens. So unmittelbar wie ein Richter am Amtsgericht kann kein anderer Richter das Rechtsgefühl und das Gerechtigkeitsempfinden unserer Bürger prägen. Dieser Aufgabe gerecht zu werden ist das in jedem der beschriebenen Fälle erkennbare Bemühen des Autors. Bei ihm im Gericht durfte auch gelacht werden, und sein offenbar gutes Einvernehmen mit Presse und Öffentlichkeit haben dazu beigetragen, das Ansehen des Gerichts jederzeit zu wahren. Es sind nicht die in ihrer Zahl und Bedeutung ohnehin überschätzten Großverfahren mit ihrer oft reißerischen Medienbegleitung, die den Alltag unserer Gerichte ausmachen; es sind die vielen Hundert täglich stattfindenden Verfahren vor den Amtsgerichten, die unseren Rechtsstaat prägen. Und es sind die Richterpersönlichkeiten wie Udo Poetsch, die die Unabhängigkeit der Justiz als dritte Gewalt in unserem Staat garantieren. Hoffentlich wissen möglichst viele in unserem Land, welche große zivilisatorische Errungenschaft eine unabhängige und nur dem Gesetz verpflichtete Justiz darstellt. Die Leidenschaft zu diesem Beruf, den Udo Poetsch so lange ausgeübt hat, möge sich auch auf die jüngeren Richter übertragen.
ISBN 978-3-943681-38-3
2. Auflage